Der Schutz von Besuchern und Mitarbeitern auf Veranstaltungen hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dabei spielt nicht nur der tatsächliche Schutz eine Rolle, sondern auch das Gefühl von Sicherheit. Gerade bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum ist der gefühlte Schutz heute wichtiger denn je.
Entwicklung des Themas in 30 Jahren: Von selten eingesetzt zu aktuell nahezu unverzichtbar
Das Thema Zufahrtsschutzsysteme gibt es schon lange, zwischen 1990 und 2000 wurden sie nur selten eingesetzt. Erst ab 2000 bis 2020 stieg die Anwendung leicht an. Einen deutlichen Schub erlebte der Zufahrtsschutz seit 2016 und in den letzten Jahren – bedingt durch die drastische Zunahme von Anschlägen und Terrortaten mit Fahrzeugen wie PKWs und LKWs. Allein im Jahr 2025 gab es vier solcher Überfahrtaten in Deutschland, wie unter anderem in der Liste von Amokfahrten auf Wikipedia dokumentiert ist.
Einen entscheidenden Wendepunkt markierte das Jahr 2016: Der verheerende Anschlag in Nizza sowie das Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz haben das Bewusstsein für den Schutz vor Überfahrtaten nachhaltig verändert. Seitdem sind Veranstalter, Behörden und Sicherheitsverantwortliche gefordert, Schutzmaßnahmen konsequent in ihre Sicherheitskonzepte zu integrieren.
Normen, Standards und neue Erkenntnisse
Wir von der Vabeg Eventsafety haben das Thema Zufahrtsschutzsysteme umfassend analysiert – immer auch mit dem Blick auf die Vereinbarkeit mit anderen Sicherheitsthemen. Denn nur ein ganzheitliches Sicherheitskonzept kann gewährleisten, dass verschiedene Maßnahmen sich nicht gegenseitig ausschließen und ein ganzheitliches Sicherheitskonzept negativ beeinflussen.
Seit 2016 hat sich der Markt für Zufahrtsschutzsysteme rasant entwickelt. Neue Normen und Standards prägen heute das Bild:
- Frühere Standards: IWA 14-1 (Prüfkriterien) und IWA 14-2 (konzeptionelle Kriterien) sowie PAS 68.
- Ablösung durch DIN ISO 22343: Diese internationale Norm schafft einheitliche Anforderungen an Zufahrtsschutzsysteme.
- DIN Spec 91414-2: Ergänzt die Anforderungen speziell für den deutschen Markt.
- Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ (09/2021) der Polizei: Ein wichtiges Werk für die praktische Umsetzung.
Angesichts dieser Entwicklungen sollten improvisierte Maßnahmen – etwa der Einsatz von Betonklötzen, Fahrzeugen oder nicht geprüften Systemen – nur mit größter Vorsicht betrachtet werden.
Auch der stupide Einsatz von den zertifizierten Systemen entspricht nicht immer dem aktuellen Stand der Technik und erfüllen nicht immer die Anforderungen an Baurecht, Arbeitsschutz und Rettungswege.
Herausforderungen für Planer und Veranstalter
Für die Planer stellen die Aufstellinformationen und Gebrauchsanweisungen von Zufahrtsschutzsystemen oft eine Herausforderung dar. Häufig berücksichtigen diese nicht die notwendigen Breiten für Rettungswege, die Barrierefreiheit oder arbeitsschutzrechtliche Vorgaben. Deshalb ist eine präzise Planung entscheidend: Nur durch eine sorgfältige Analyse und individuelle Lösungen können diese Lücken geschlossen und ein umfassendes Schutzniveau erreicht werden.
Wichtige Parameter bei der Planung
Für eine erfolgreiche Auswahl und Implementierung von Zufahrtsschutzsystemen müssen folgende Punkte besonders beachtet werden:
- Schutzziele und Risikobetrachtung: Welches Schutzniveau ist erforderlich? Welche Risiken bestehen vor Ort?
- Eindringtiefe und Splitterwirkung: Wie tief darf ein Fahrzeug eindringen? Wie werden mögliche Trümmer und Splitter berücksichtigt?
- Rettungswegbreiten und Zufahrten: Der Schutz darf nicht zulasten von Evakuierungs- und Rettungsmöglichkeiten gehen.
Webinar-Angebot: Sicherheit für Veranstaltungen praxisnah umsetzen
Für alle, die sich tiefer mit dem Thema Zufahrtsschutzsysteme, den relevanten Normen und den damit verbundenen Sicherheitsmaterialien nach Baurecht, Arbeitsschutz und der Versammlungsstättenverordnung (VStättVO) und deren ganzheitlichen Blick und Wechselwirkung auseinandersetzen möchten, haben wir ein umfassendes Webinar entwickelt. Hier vermitteln wir praxisnahes Wissen und zeigen, wie eine sichere und rechtskonforme Umsetzung in der Praxis gelingt.
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Fazit
Der Schutz vor Überfahrtaten ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Sicherheitsplanung. Dabei muss er nicht nur effektiv sein, sondern auch mit anderen Sicherheitszielen wie Barrierefreiheit und Evakuierungsmöglichkeiten vereinbar bleiben. Die praktische Machbarkeit spielt eine große Rolle – von der richtigen Auswahl der Systeme über die Einhaltung von Normen bis hin zur Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten.
Ein weiterer Aspekt ist die Kostenfrage, die bei vielen Projekten eine zentrale Rolle spielt. Da zertifizierte Zufahrtsschutzsysteme oft mit hohen Anschaffungskosten verbunden sind, greifen viele Kommunen mittlerweile auf gemeinschaftliche Lösungen zurück. Sie kaufen geprüfte Systeme, die anschließend untereinander ausgeliehen oder gemeinsam genutzt werden. So können die Kosten reduziert werden, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.