Folgend der Fachbeitrag von Michael Öhlhorn
für das s+s report – Das VdS-Fachmagazin
Ausgabe s+s report 3
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Absperrsysteme für Veranstaltungen – Wesentlicher Bestandteil eines jeden Sicherheitskonzepts
Absperrsysteme auf Großveranstaltungen sind ein wesentlicher Bestandteil des Sicherheitskonzepts, das die Sicherheit von Veranstaltungsteilnehmern, Personal und Anwohnern und Sachwerten gewährleisten soll. Die Auswahl und Implementierung geeigneter Sicherheitsabsperrungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der Veranstaltung, die erwartete Teilnehmerzahl und -art, der Veranstaltungsort und die spezifischen Sicherheitsanforderungen an dem Einsatzort. Eine effektive Perimeterabsicherung erfordert oft die Verwendung einer Kombination verschiedener Absperrungstypen, um eine robuste Sicherheitslösung zu schaffen, die potenzielle Risiken minimiert und den Besucherfluss möglichst selbständig und sicher garantiert.
Abschrankungen dienen der Unterteilung, Zutrittssteuerung, der Absturzsicherung und der Führung und Leitung von Personenströmen, aber auch dem Schutz von Personen vor den Gefahren durch Darbietungen in Manegen, auf Spielfeldern sowie z.b. Fahr- und Reitbahnen.
Je nach Gefahren- oder Einsatzbereich müssen verschiedenste Anforderungen erfüllt werden, zum Beispiel: Höhe, Belastbarkeit, materielle und bauliche Ausführung.
Abschrankungen im Sinne der Bauordnung (BO) und Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO) sind dort anzubringen, wo Flächen, die im Allgemeinen zum Begehen bestimmt sind, unmittelbar an andere, tieferliegende Flächen grenzen.
In einigen Bundesländern gilt dies für Flächen, die mehr als 20 cm (50cm vor Stufenreihen) tiefer liegen, in allen anderen Bundesländern ist die Umsetzung mit den zuständigen Behörden abzustimmen.
Auf Abschrankungen von tieferliegenden Flächen darf in wenigen Fällen verzichtet werden, z.B. auf der den Zuschauern zugewandten Seiten von Bühnen und Szenenflächen.
Es sind dann ggfs. andere Schutzmaßnahmen gegen Absturz erforderlich, z.B. Kennzeichnung der Absturzkante nach den DGUV Vorschriften.
Weitergehende oder abweichende Forderungen bzgl. Abschrankungen werden gestellt
– bei Fliegenden Bauten,
– in Versammlungsstätten mit mehr als 5.000 Besucherplätzen: An Wellenbrecher bei Stufen von Stehplatzreihen und an die Abschrankungen vor Szenenflächen,
– in Sportstadien mit mehr als 10.000 Besucherplätzen: An die Höhe der Abschrankungen zum Innenbereich, an Tore zum Innenbereich, an die Blockbildung in Stehplatzbereichen,
– bei Stadionanlagen mit mehr als 5.000 Besucherplätzen an deren Einfriedung und an die Beschaffenheit von Eingängen und Zugangskontrollen.
Für Sportanlagen/ -arenen, oder -stadien bestehen seitens der jeweiligen Verbände erweiterte Vorgaben und Anforderungen, z.B. an die Banden von Eishockey-Hallen.
Abschrankungen, in den Besuchern zugänglichen Bereichen
– müssen mind. 1,10 m hoch sein,
– müssen so gestaltet sein, dass Durch- und Überklettern, vor allem von Kindern, erschwert werden,
– sind so zu errichten, dass der Abstand von und zu Geländerteilen in einer Richtung 12 cm nicht unterschreitet, wenn mit der Anwesenheit von Kleinkindern gerechnet werden muss,
– sind so zu gestalten, dass eine Gefährdung von Besuchern auf tieferliegenden Flächen durch Herabfallen von Gegenständen (z.B. Gläser/Geschirr) vermieden wird,
– müssen so bemessen sein, dass sie dem Druck einer Personengruppe standhalten,
– dürfen als Umwehrung unter Umständen niedriger als 1,10 m sein, z.B. vor Sitzplatzreihen oder bei bestimmten Brüstungsbreiten.
Eine der häufigsten Arten von Sicherheitsabsperrungen sind Bauzäune. Diese robusten Zäune, die in der Regel 2 Meter hoch sind, dienen dazu, das Veranstaltungsgelände zu umgrenzen und den unbefugten Zugang zu verhindern.
Absperrgitter sind eine weitere gängige Option und eignen sich gut zur Abgrenzung von Bereichen und zur Lenkung von Personenströmen.
Polizeigitter/ Mannesmanngitter sind besonders robust und umsturzsicher, was sie zu einer idealen Wahl für Bereiche mit hohem Personenaufkommen macht.
Bühnenabsperrgitter/ Crash-Barrier/ Barrikaden werden speziell um Bühnen und Szenenflächen platziert, um die Sicherheit von Künstlern und Mitarbeitern zu gewährleisten, welchen hohen Druck von Besucherseite sicher aufnehmen und ein Durchklettern ausschließen.
Wellenbrecher sind nach §28 MVStättVO fest verbaute Abschrankungen, welche zu hohen Druck in Menschenmengen verhindern sollen, indem sie Flächen für Besucher auf Stehplatzreihen in Druckrichtung in kleinere Abschnitte unterteilen. Sie müssen mindestens 1,10m hoch sein und bestimmte Anforderungen erfüllen hinsichtlich: Druckbelastung, Ausführung, Anzahl nach Stehstufen, Überlappung etc.
Umgangssprachlich wird der Begriff Wellenbrecher auf für temporäre Bühnenabsperrgitter vor Bühnen verwendet.
Rollzaun-Systeme (Maschendraht oder auch Kunststoff) bieten eine schnelle und flexible Lösung, da sie schnell auf- und abgebaut werden können um auch größere Bereiche ohne größeren Personendruck abzuschranken. Oft werden Sie z.b. in Stadien für die temporäre Fantrennung genutzt.
Absperrbänder, Absperrgurte, Tensatoren, Absperrketten und Flatterband sind effektive, meist kurzzeitige, Mittel zur Kennzeichnung von gesperrten Bereichen und zur Lenkung von leichtgängigen Personenströmen.
Eingangsschleusen sind unverzichtbar für die Sicherheit und Zugangskontrolle bei vor allem großen Veranstaltungen und öffentlichen Einrichtungen.
Sie dienen der Überwachung des Zugangs, der Besuchersteuerung und ggf. Vereinzelung, der Begrenzung der Personenanzahl und ggf. der Umsetzung von Hygienevorgaben.
Die Auswahl und Implementierung von Eingangsschleusen erfordert eine sorgfältige Planung, um Sicherheitsanforderungen, Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität zu berücksichtigen. Gut konzipierte Schleusen ermöglichen einen reibungslosen Durchgang von autorisierten Personen und tragen zur Gewährleistung eines sicheren und geordneten Ablaufs bei Veranstaltungen und im öffentlichen Betrieb bei. Technische Erweiterungen wie Ticketscanner oder Eingangs-Drehkreuze können den Personalaufwand etwas senken und den Personendurchfluss erhöhen.
Ein Zufahrts (-schutz) konzept beschreibt die Gesamtheit aller Maßnahmen, die das Befahren eines Veranstaltungsgeländes organisieren/regeln bzw. das unautorisierte Befahren verhindern sollen.
Aber auch Schutz vor nicht-terroristischen Zwischenfällen, wie z.B. Trunkenheitsfahrten, Affekttaten, Diebstahl usw. sind häufig planerisch zu betrachten und ggfs. in einem Zufahrtskonzept darzulegen.
Weitere Maßnahmen können sein:
– Fahrbahnverschränkungen (Schikanen) zur Geschwindigkeitsreduktion
– Kontrollen im weiteren und näheren Umfeld eines Veranstaltungsgeländes
– Fahrverbote für KFZ oberhalb bestimmter Gewichtsklassen
– Vergabe von Zufahrtsberechtigungen
Für eine geeignete Dimensionierung und Positionierung von Zufahrtssperren müssen Parameter wie KFZ-Masse, erreichbare Geschwindigkeit, Beschaffenheit der Sperre, aber auch Rettungswegbreiten sowie Zufahrtsmöglichkeiten für Lieferanten und Rettungskräfte berücksichtigt werden.
Für Ausführung und Wirkungsweise der Zufahrtssperren sind Normen und Richtlinien (IWA 14-1/ PAS68) (allgemein anerkannte Regeln nach Stand der Technik) zu beachten.
Quergestellte Fahrzeuge können dem oftmals nicht entsprechen.
Bei der Implementierung von Sicherheitsabsperrungen müssen bestimmte Grundsätze beachtet werden. Dazu gehört die Gewährleistung von mindestens zwei Ausgängen aus abgeschrankten Bereichen, um Flucht- und Rettungswege zu gewährleisten, die Vermeidung von Sackgassen und Trichtern sowie die Festlegung und Einhaltung der maximalen Besucherzahl in abgeschrankten Bereichen.
Fazit
Die Perimeterabsicherung auf Großveranstaltungen erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Durch die Auswahl geeigneter Sicherheitsabsperrungen und Zufahrtssperren sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den Veranstaltern kann ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet werden. Es ist wichtig, dass Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich überprüft und an aktuelle Bedürfnisse und ggf. Bedrohungslage angepasst werden, um ein sicheres und erfolgreiches Veranstaltungserlebnis für alle Teilnehmer zu gewährleisten.
Absperrungs-arten | Besucher-lenkung ohne Druck | Besucherlenkung mit Druck |
Besucher-trennung hoher Druck |
Sicht-schutz | Einfriedung | Zufahrts-schutz |
Bauzaun | ++ | +– | – | + | ++ | + |
Absperrbänder | ++ | – | – | – | – | – |
Absperrgitter | ++ | + | – | + | + | + |
Polizeigitter | ++ | + | + | – | + | + |
Bühnenabsperr-gitter | ++ | ++ | ++ | + | + | + |
Zufahrtsschutz-systeme | – | – | – | – | – | ++ |
– Nicht geeignet + bedingt geeignet ++ gut geeignet